Von geliehener Hantel zum TSG - Trainingszentrum
Ringen begann 1911 im Stemmclub "Deutsche Eiche"
Schon weit vor der Jahrhundertwende wurde Ringen als Sportart im Ruhrtal gepflegt. Bei den Herdecker Sonnensteinfesten und den nachfolgenden Harkortbergfesten in der Nachbarstadt Wetter war Ringen ein fester Bestandteil des Sportprogramms.
Den Grundstein für die Entwicklung des Ringens als Vereinssport legten heimische Schwerathleten im Jahre 1911 Sie gründeten in der Gastwirtschaft Schuster den Herdecker Ring- und Stemmclub „Deutsche Eiche“ und machten unter dem Vorsitz von Fritz Fricke bis zum Ersten Weltkrieg mit einigen Erfolgen auf sich aufmerksam. 1913 zu Beispiel erkämpfte sich die „Deutsche Eiche“ bei einem Turnfest in Schwerte einen Hauptpreis erster Klasse. 1919 bis 1922 wurden neben dem Ringen auch Dauerstemmen, Leichtathletik und Kunstkraftsport betrieben. Schon damals war das langjährige Vereinslokal „Zur Post“ Treffpunkt für die Herdecker Schwerathleten. Willi Meyer sen. lenkte als Vorsitzender die Geschicke des Vereins.
Aus dem Herdecker Ring- und Stemmklub ging 1922 der Arbeiter Turn- und Sportverein hervor. Turnen und Fußball wurden neu ins Sportprogramm aufgenommen. 1928 stellte der Klub zum ersten Mal eine komplette Ringermannschaft. Bis zu Beginn des Zweiten Weltkrieges holte eine Reihe Ringer aus Herdecke vordere Plätze bei Kreis- und Westfalenmeisterschaften. 1936 qualifizierte sich Karl Frohn als erster Herdecker für eine Deutsche Meisterschaft und belegte einen guten sechsten Platz. Während des Krieges ruhte dann der Herdecker Ringkampfsport.
Nach dem Zweiten Weltkrieg mußte man feststellen, daß Sportgeräte und Matten zerstört oder abhanden gekommen waren. So dauerte es sieben Jahre, bis sich die Schwerathleten in Herdecke wieder zusammen fanden. Durch die Initiative von Fritz Runte borgten sich im Oktober 1952 die Männer um die Vorsitzenden Willi Meyer jun. und Karl Niemann eine Hantel und nahmen das Training wieder auf. Das war die Geburtsstunde der TSG Herdecke, Abteilung Kraftsport, ein Ableger der Turn- und Sportgemeinde Herdecke 1863 e.V. Der junge Verein wuchs rasch. Schon ein Jahr später. schafften sich die Ringer mit Hilfe von Spenden und Zuschüssen der Stadt Herdecke die erste Ringermatte (5 x 5 m) für ganze 895,50 DM an! Mit dieser Errungenschaft kam frischer Wind in die Schwerathletik.
Als Kampfstätte diente die Turnhalle der „Robert-Bonnermann-Schule“. Noch im gleichen Jahr wurden sechs Mannschaftskämpfe, sowie zum ersten Mal die Meisterschaft des Sauerlandkreises im, Zweibrücker Hof“ ausgetragen. An dieser Veranstaltung nahmen 122 Athleten, davon 11 aus Herdecke, teil. 1954 griffen die TSG – Kraftsportler auch in die Mannschaftsmeisterschaften ein. Diese Begegnungen fanden in der legendären Gastwirtschaft „Rheinischer Hof“ statt. Die Kämpfe wurden auf einer Bühne durchgeführt, auf der gerade eine Ringermatte Platz fand.
Von 1955 bis 1959 richtete die TSG weitere große Sportveranstaltungen aus: Freiluftturniere auf dem Bleichstein, Kreis und Westfalenmeisterschaften in den Sportarten Ringen, Gewichtheben, Rasenkraftsport und Rundgewichtsriegen, sowie Freundschaftskämpfe gegen zahlreiche in – und ausländische Mannschaften.
In der Zeit von 1952 bis 1963 leiteten Karl Niemann, Willi Meyer jun., Wilhelm Potthoff und Karl Rasche die Geschicke des Vereins. Karl Niemann war zeitweise Vorsitzender, Geschäftsführer, Kassierer, Trainer, Kampfrichter und dazu noch aktiver Ringer in einer Person.
Da es im Laufe der Jahre immer schwieriger wurde eine komplette Mannschaft auf die Matte des Rheinischen Hofes zu bekommen, war die Auflösung der Herdecker Ringerriege nicht mehr aufzuhalten.
Schließlich übernahmen 1964 Wilfried Potthoff als 1. Vorsitzender, Alfred Zimmermann als Geschäftsführer und Karl Niemann als 2. Vorsitzender die Vereinsführung. Im Frühjahr 1969 rief Karl-Heinz Niemann, zu dieser Zeit Jugend- und Kassenwart des Vereins, eine Gymnastikgruppe für vorschulpflichtige Kinder ins Leben und sicherte dem Verein somit den wichtigen Zugang zum jugendlichen Nachwuchs. Aus dieser Gruppe ging 1972 die erste Schülermannschaft hervor.
1974 wurde Karl-Heinz Niemann zum stellvertretenden Bezirksjugendwart gewählt. Seit dieser Zeit war er ständig auf Bezirksebene, später als Bezirksvorsitzender, bis heute, und auf Landesebene als Landesjugendwart (Referent) tätig.
Dank der intensiven Nachwuchsarbeit konnte die TSG Herdecke 1975 erneut eine Seniorenmannschaft melden. Diese startete 1975 in der Westfalenklasse und errang 1976 bereits die Meisterschaft. Damit stieg die Mannschaft in die Landesliga auf. Nach zweijährigem Verbleib in der Landesliga schaffte die Riege um Trainer Alfred Winkler und Karl-Heinz Niemann den Aufstieg in die Oberliga. In dieser Liga verfehlte man den Aufstieg in die 2. Bundesliga mehrmals nur knapp.
Seit 1974 hat sich die TSG Schwerathletik Herdecke e.V. als Ausrichter von etlichen Turnieren, Westfalen- und Landesmeisterschaften einen guten Namen gemacht. Ein Höhepunkt war 1982 die Organisation und Ausrichtung der Deutschen B-Jugendmeisterschaft im freien Stil. Absolutes Highlight aber war die Ausrichtung der Deutschen Freistil-Meisterschaft 1989 in der Herdecker Bleichsteinhalle.
1978 nahm zum ersten Mal auch eine zweite Mannschaft am Meisterschaftsbetrieb teil. Die Reserve stieg bereits nach einem Jahr in die Bezirksliga auf und rang dann bis 1995/96 in der Landesliga NRW, in der sie aber den Klassenerhalt nicht schaffen konnte.
1979 trat die Schwerathletikabteilung aus der TSG Herdecke aus und wurde ein selbstständiger Verein mit dem Namen TSG Schwerathletik Herdecke e.V.
Sportliche Erfolge des Vereins:
Die größten Erfolge heimste seit 1972 die Schüler- und Jugendabteilung ein. Bezirks- und Landesmeistertitel gingen an die TSG und auch nach 1973 qualifizierten sich immer wieder Nachwuchsringer für Deutsche Meisterschaften.
Harry von Glahn war der erste Jugendliche der TSG Herdecke, der 1973 in Urloffen an einer Deutschen B-Jugendmeisterschaft und 1975 in Bad Reichenhall an einer Deutschen A-Jugendmeisterschaft teilnahm. Ein tragischer Arbeitsunfall mit tödlichem Ausgang beendete seine Karriere.
“Jens Pütter kam 1977 bei den Deutschen A-Jugendmeisterschaften auf den dritten Platz und Olaf Rolla wurde 1978 und 1980 dritter Deutscher Schülermeister.Dietmar Brendle errang bei den Kadetten-Europameisterschaften 1982 in Manchester/England in der Gewichtsklasse 49 kg Freistil den ersten Platz und holte somit den ersten internationalen Titel für die TSG.”
1985 verzeichnete die Chronik einen weiteren Meilenstein in der Vereinsgeschichte, der entscheidend zur Expansion der Herdecker Schwerathletik beigetragen hat. Mit Unterstützung der Stadt Herdecke bezogen die Ringer in der Goethe-Straße ein eigenes Trainingzentrum, die Turnhalle des ehemaligen Aubaugymnasiums, wo ständig zwei 10 x 10 m Ringermatten liegen und auch Kraftraum, Sauna und Geschäftszimmer vorhanden sind. Nach Renovierung und Umbau mit Jugendraum und Gesellschaftszimmer, ist das Ringer-Trainingszentrum ein beliebter Treffpunkt, nicht nur für Sportler, sondern auch Ort für private Feiern geworden. Täglich nutzen hier die einzelnen Gruppen der TSG diese optimale Trainingsmöglichkeit. So wird neben dem Ringen auch Freizeitsport wie Damengymnastik, Aerobic und Ballspiel zum Ausgleich betrieben
Klein aber fein, haben wir auch eine Kindertanzgruppe. Nicht zuletzt deswegen gehören dem Verein über 300 Mitglieder an. Auch über den Sport hinaus sind die TSG Schwerathleten sehr engagiert. Bei der traditionellen Herdecker Maiwoche kümmern sie sich nicht nur um das leibliche Wohl der Mitbürger, sondern richten auch noch so beliebte Wettkämpe wie das Tauziehen für Herdecker Grundschulen aus und sind auch für das traditionelle Bierfassrollen verantwortlich. Auch im sozialen Bereich betätigen sich die Herdecker Schwerathleten Sie sammeln Bekleidung für die Rumänienhilfe und fahren mit Schulklassen und Freizeitgruppen in den Urlaub.
Schließlich gelang es dann 1989/90 der 1. Mannschaft in zwei spannenden Kämpfen gegen Berolina Berlin den Aufstieg in die 2. Bundesliga zu erreichen. Die Mannschaft bestand aus Thomas und Thorsten Knapp, Martin Kunz, Dietmar Brendle, Dirk Marschner, Bekir Gencer, Günter Wustmann, Frank Meyer, Bernd Dwomiczak, Ulli Baum, Marco Barth, Michael Potthoff, Yaser Mercan, und Steffen Barth, dem Vater von Marco, der ebenfalls großen Anteil an dem Erfolg hatte, indem er als Aktiver zur Verfügung stand und gleichzeitig die Mannschaft physiotherapeutisch in einen hervorragenden Zustand versetzt hatte. Trainer waren Ulli Baum und Reiner Herbertz.
Nach Platz 8 in den ersten Jahren der Zweitligazugehörigkeit, wurde 1992/93 sogar der 2. Tabellenplatz eingenommen, und es ging unter der Leitung von Trainer Günter Klein nur haarscharf an der Aufstiegsrunde zur 1. Bundesliga vorbei. Leider dauerte die Zugehörigkeit zur 2. Bundesliga nur bis zur Saison 1995/96. Nach einer spannenden Relegationsrunde konnte der Klassenerhalt nicht geschafft werden.
Begleitet wurden die Jahre der Zweitligazugehörigkeit mit Erfolgen im Jugendbereich: Martin Kunz gelang es, 1989 und 1990 jeweils den zweiten Platz bei den Deutschen A-Jugendmeisterschaften zu belegen. Daraufhin wurde er sogar vom Deutschen Ringerbund zur Europameisterschaft in die Türkei mitgenommen. Christian Bausch wurde 1991 Deutscher B–Jugendmeister und Dirk Marschner errang 1991 bei den
Deutschen Junioren Meisterschaften den zweiten Platz. Die gleiche Plazierung gelang ihm 1995 bei den Deutschen Polizeimeisterschaftenund als Höhepunkt seiner Ringerlaufbahn wurde er Zweiter bei der Polizei-Europameisterschaft 1996 in Prag.
Mirko Klein, der schon als Jugendweltmeister zu uns kam, wurde 1992 Deutscher A-Jugendmeister und Vize-Weltmeister bei den Junioren. Lucas Trenciansky wurde in der gleichen Gewichtsklasse dritter Deutscher A-Jugendmeister. Etwas kurios, aber für uns erfreulich, Guido Janz wurde 1995, gleich bei seinem ersten Start für Herdecke, zweiter Deutscher Juniorenmeister. Sebastian Cantus schaffte nach seinem dritten Platz 1994 in der C-Jugend 1996 den zweiten Platz bei den Deutschen B-Jugendmeisterschaften und setzte die Tradition der guten Plazierungen für Herdecker Ringer fort. Hinzu kamen aber noch weitere gute Plazierungen Herdecker Ringer bei Deutschen Schüler-, Jugend- und auch Seniorenmeisterschaften.
Aber auch die ,,Alten“ hatten das Ringen nicht verlernt. Uwe Krause startete 1994 mit einem 4. Platz bei der Veteranen-Weltmeisterschaft. 1995 wurde er dann Weltmeister und unser Jugendwart Karl-Heinz Niemann wurde in seiner Gewichts- und Altersklasse Vize-Weltmeister. Bei der Weltmeisterschaft 1996 kam Uwe wieder auf den undankbaren 4. Platz, Karl-Heinz Niemann mußte verletzt aufgeben.
Daß es sportlich nicht immer nur bergauf gehen kann, mußte die TSG im Jahre 1995 erfahren. Durch die Neuordnung der 2. Bundesligen (von 6 auf 4 Ligen) mußten wir in eine Relegationsabstiegsrunde. Am Ende hieß es nach sechs Jahren 2. Bundesliga zurück in die Oberliga NRW. Nachdem sich der Schock bei den Aktiven, dem Vorstand und auch dem Umfeld gelegt hatte, rauften sich Trainer, Sportwart und Aktive wieder zusammen und spielten 1996 und auch 1997 wieder eine gute Rolle, indem jeweils der 3. Tabellenplatz in der Oberliga NRW belegt wurde.
Das Jahr 1998/1999 war sportlich gesehen für die TSG Ringer sehr erfolgreich. Es wurden im Jugendbereich zahlreiche Westfalen- und Landesmeisterschaften errungen. Nach einigen Jahren konnte die TSG wieder einen ,,Deutschen Meister“ vorweisen. In der Gewichtsklasse bis 85 Kg (griechisch-römisch) in Viernheim wurde Maximilian Lodwich Deutscher B-Jugendmeister.
Die 1. Mannschaft schaffte nach einer spannenden Saison 1998/99 die Vize-Meisterschaft in der Oberliga NRW. 1999 wurde erstmals eine Meisterschaft für Herdecker Schulen durchgeführt. Über 100 Teilnehmer waren am Start. Diese Veranstaltung wurde auch in diesem Jahr ( 2000) wieder, mit über 100 Teilnehmern, unter großer Beachtung der Lehrerschaft im Trainingszentrum durchgeführt.
Der Breiten- und Freizeitsport findet auch bei der TSG immer mehr Bedeutung. Die Damengymnastik- und Aerobicgruppen werden immer größer und beliebter. Die Mitgliederzahl der TSG beträgt z.Zt. 310. Wir haben unsere Trainingshalle renoviert. Nach neuen, doppeltverglasten Fenstern ist die Halle mit einer Prallschutzwand versehen worden. Es wurde ebenfalls eine neue Mattendecke 10 X 20 m mit 2 Kampfflächen angeschafft.